Was liest das Team von THELEM eigentlich sonst noch so, wenn nicht gerade THELEM-Publikationen?
In unserer Bücherkiste stellen wir Romane, Kurzgeschichten und andere Texte vor, die uns besonders am Herzen liegen, die uns in ihre Welt ziehen und die wir unbedingt weiterempfehlen möchten.
Die dystopische Welt von Metro 2033
Wie würde eine Gesellschaft aussehen, die infolge eines Atomkrieges dazu gezwungen wurde, im Untergrund zu (über-)leben? Wäre es der Moment, in dem die Menschheit zu neuen Ordnungen und Praktiken überginge? Würde sie sich distanzieren von machtzentrierten Interessen, hierarchischen Strukturen und polarisierenden Überzeugungen? Oder käme es vielmehr zu einer Repetition von Geschichte, von altbekannten Mustern, die sich im komprimierten Raum der Erdunterfläche als Ballungszentrum zu einem Konflikt anstauen würde, der sukzessive in einen Krieg auszubrechen droht? In der Trilogie Metro 2033 von Dmitri Gluchowski wird die Geschichte vom jungen Artjom erzählt, der in der Moskauer Metro zahlreichen Herausforderungen, zwielichtigen Personen, (vielleicht nicht ganz so) unheilvollen Kreaturen und einer wichtigen Mission ausgesetzt wird – einer Mission, die über das Überleben der Menschheit entscheidet. Gluchowski schafft es mit seiner 2007 erschienenen Trilogie nicht nur, ein dystopisches Narrativ mit teilweise fantastischen und mysteriösen Elementen zu kreieren, das den/die Lesende:n in den Bann zieht. Auch konnte Gluchowski ein ganzes Universum erschaffen, das als Ausgangspunkt sowohl für die gleichnamige Videospielereihe als auch für andere Autor:innen dient, die mit ihren eigenen spannungsreichen Geschichten zur Zeit nach dem Atomkrieg in Moskau, anderen russischen Städten oder gar anderen Ländern Gluchowskis Universum erweitern. Metro 2033 hat mich nicht nur wegen des dystopischen Rahmens direkt abgeholt, sondern auch wegen der unfassbar mitreißenden Bildsprache, der eintauchenden Atmosphäre, der vielseitigen Charaktere und ihrer Beziehungen sowie der Wechselwirkungen zwischen Gesellschaftskritik, Heldenreise und dem Phantastischen und Mysteriösen. Ohne zu spoilern, wird der/die Lesende sowohl während des Lesens als auch am Ende vom Roman immer wieder damit konfrontiert, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint. Ein Umstand, durch den es Gluchowski schaffte, mich ständig zu überraschen, mich zu packen und in seine Welt reinzuschmeißen, ohne zu ahnen, was auf mich zukommt. Wer Dystopien mag, die an die Lebensrealität angelehnt sind und dabei doch gänzlich fiktive Elemente wie Mutanten, amorphe Wesen oder tödliche Bestien beinhalten, die sich jedoch wie Mosaikstücke so wunderbar in das Setting und die Handlung fügen, sollte unbedingt Metro 2033 lesen – bzw. verschlingen. Werdet Zeuge von Artjoms Reise durch die Metro, in deren beklemmenden Gängen teilweise eigenartige Dinge passieren, und seinen Ausflügen an die verstrahlte Oberfläche, wo sich neue, dominierende Lebensformen entwickeln konnten und der Mensch nicht mehr die (vermeintliche) Spitze der Nahrungskette bildet.